412

LE Variant

Erstzulassung: 01.02.1973

1700 cm³, 80 PS

L-Jetronik Einspritzanlage Bosch

Das Auto wurde 1995 gekauft: ein echter Zufallsfund. Die Suche nach einem Ersatzmotor für einen Passat endete in Aachen in einer Garage eines Herrenhauses am Lousberg. Da war klar: Ohne dieses Auto verlässt ein echter Luftgekühlter diese Garage nicht. Und so fand der 412er seinen jetzigen Besitzer. Eine lückenlose Lebenslaufakte gab es noch dazu. Der Neubesitzer überholte den Motor und sorgte für eine Aufbereitung der Karosserie, das heißt natürlich: schweißen und lackieren. Jetzt ist es die perfekte Kutsche für Familienurlaube bis Italien, bis in die Bretagne und nach Ungarn. Auch vor dem Winter schreckt er nicht zurück, dann wärmt er mit einer Standheizung.

Besitzer: Ralle

Reiseberichte mit dem 412er

Eine Tour nach Berlin

Seit ein paar Jahren wohnt unser Sohn in der Hauptstadt und wir besuchen Ihn dort in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder. Im Frühsommer 2013 haben wir die erste Tour dorthin über Land gemacht, was uns neben neuen Eindrücken von Land und Leuten im Osten unserer Republik auch einige nette Geschichten rund um unseren Nasenbär bescherte.

Gestartet sind wir Westzipfler (Kreis Heinsberg) am späten Vormittag mit einer großen Menge an Mitbringseln der Verwandtschaft für den „verlorenen Sohn“. Nach der üblichen Quälerei rund um Köln haben wir dann in Overath die Autobahn verlassen und uns eine Route über Land gesucht. Etappenziele sind nicht wirklich festgelegt bei solchen Touren, Hauptsache die grobe Richtung stimmt, und so bleibt immer Zeit auf regionale Besonderheiten oder lohnend erscheinende Umwege zu reagieren. Grundsätzlich versuche ich dabei meine „weißen Flecken“ auf der Land-karte auszumerzen und neue Landstriche zu erkunden.

Wir wollten abends in Thüringen sein und so führte uns der Weg quer durch Sauer- und Siegerland sowie das Edertal in die Nähe Kassels. Von dort ging es ins Tal der Werra, wo wir in einem kleinen Kaff eine gemütliche Pension fanden. Der Besitzer war so angetan von unserem 412, dass wir den auf dem abgeschlossenen Hof parken durften. Die Unterkunft war herrlich gelegen mit Blick über das Tal und unschlagbar günstig. Beim Abendessen in dem einzig geöffneten Lokal im Ort haben wir einiges Aufsehen erregt; unsere Aussprache verriet uns schnell als Rheinländer und wir haben dann mit der Wirtin über die Vorzüge von thüringischen und rheinischen Knödeln diskutiert und einige regionale Biersorten verkostet. Da es in dem Dörfchen sonst nix gab, sind wir nach einem Spaziergang recht früh zu Bett gegangen.

Am nächsten Morgen früh wieder auf, tolles Frühstück mit riesigen frischen Eiern von glücklichen Hühnern aus dem Garten des Wirtes und dann los Richtung Eisenach. Da mal quer durch die Altstadt, Fototermin an der Wartburg und dann weiter in den Thüringer Wald bis hoch zum Rennsteig – tolle Gebirgsstraße! 

Auf der anderen Seite über Ruhla wieder runter und umgedreht, um quer durch den Hainich nach Bad Langensalza zu kommen. Weiter über Sonderhausen, durch den Kyffhäuser – mal eben Kaiser Barbarossa huldigen…..

…und via Sangerhausen nach Eisleben, Luthers Geburtsstadt. Da war Mittags-pause bei einer thüringischen Bratwurst auf dem Markt und wir wurden an Ampeln öfter mal geknipst. Aber nicht von den „Grünen“, sondern von den Einheimischen, die noch nie einen Nasenbär gesehen hatten. Höhepunkt war eine Schar VW-Monteure an einem Zebrastreifen, die offensichtlich aus der Pause kamen; fragt ein junger Mann: „Meister, was ist denn das für ein VW?“ Antwort: „Keine Ahnung, habe ich auch noch nie gesehen…“

Kleine Anekdote am Rande: In der Gegend dort waren uns vermehrt alte Halden aufgefallen und bei einem Tankstopp direkt gegenüber vieler „schwarzer Berge“ habe ich die Kassiererin gefragt, was denn früher dort abgebaut wurde, dass so viele Halden übrig sind. Antwort: „Schlacke“. Ich habe das dann nicht weiter hinterfragt, die junge Dame war offensichtlich ca. 25 Jahre lang ganz gut mit Ihrem Desinteresse / Halbwissen durchs Leben gekommen. Mittags bei der Bratwurst in Eisleben erzählte mir dann auf Nachfrage ein älterer Herr von der Jahrhunderte alten Kupfer-Bergbau-Tradition. Zu DDR-Zeiten war dann wohl tatsächlich ein großer Teil der Schlackeberge abgetragen und bis nach Holland gekarrt worden, um dort die großen Eindeichungsprojekte mit Material zu füttern……..

Von Eisleben sind wir weiter gefahren nach Halle und dann bis zur A9. Erstmal Strecke machen auf der Autobahn, Sightseeing in Dessau etc. wollten wir auf der Heimfahrt erledigen. Kurz vor Potsdam erzählte das Radio von langen Staus auf der A10 und so sind wir in Beelitz wieder runter von der Bahn und auf der B246 einmal quer durch die Landschaften südlich von Berlin getuckert. Da kommt man über Trebbin nach Zossen und dann nach Königs-Wusterhausen.

Nachdem wir infolge mehrerer Baustellen zur dringend gebotenen Erweiterung der uralten Bundesstraße diverse Umwege und Baustellen erduldet hatten, haben wir dann noch geschlagene 25 min !!! an einem geschlossenen Bahnübergang verbracht und so dauerte das letzte Teilstück viiiiel länger als gedacht. Das führte dann dazu, dass wir fast zu spät an unserer Unterkunft ankamen. Aber gerade als die Besitzerin des Campingplatzes, auf dem wir einen fest stehenden Wohnwagen mit Seeblick gemietet hatten, nach Hause wollte, sind wir gegen 18:30 Uhr eingetroffen. Der 412 bekam einen Parkplatz in Sichtweite und dann sind wir in den See gesprungen.

Mein Schatz war vorher noch nie in Berlin und wollte am nächsten Morgen mal „die Stadt sehen“. Auf meine Nachfrage, was denn genau Sie sich anschauen wolle, erntete ich einiges Unverständnis. Nun gut habe ich mir gedacht, machen wir mal eine Sightseeing-Tour mit dem Vari und verdeutlichen so die riesigen Entfernungen. Und so sind wir dann am nächsten Morgen von unserer Unterkunft im Südosten Berlins am Flakensee aufgebrochen Richtung Norden. Da kommt man nach ein paar Kilometern auf die B1 / B5, die einmal in Ost-West-Richtung quer durch ganz Berlin verläuft, und die bin ich dann abgeritten. Die anfangs noch einspurige Straße wird erst 2-spurig und führt durch noch recht ländlich anmutende Landschaften vorbei an Hoppegarten mit den vielen Gestüten rund um die Rennbahn. Schnell folgen dann die ersten Industriegebiete und große Wohnsiedlungen, die Straße wird 3-spurig. Endlose Plattenbauten bestimmen jetzt das Bild auf der Frankfurter Allee, man kann schon lange den Alex sehen, wenn auch ganz klein.

Vorbei am Tierpark geht es Richtung Friedrichshain und der Alex wird größer. Man merkt schnell, dass man sich auf der Vorzeigestraße – ehemals Stalin-Allee – der alten DDR befindet, große und an das Moskauer Vorbild angelehnte Architektur bestimmt das Straßenbild. Dann am Frankfurter Tor wird die Straße zur Karl-Marx-Allee, man merkt die City-Nähe.

Weiter zum Alex, abbiegen auf die B2, die hier schon Unter den Linden heißt. Man quert die Spree, passiert die Museumsinsel, den Dom, das neue Schloss (im Bau), die Humboldt-Universität – ja Schatz, dat is da wo der Jung studiert – und kommt zum Brandenburger Tor. Da muss man drum herum und dann am Reichstag vorbei wieder auf die Straße des 17. Juni, ab da immer die Goldelse im Blick.

Also weiter am Denkmal für die sowjetischen Soldaten vorbei durch den Tiergarten zur Siegessäule und immer geradeaus bis zum Olympiastadion. Hat mit Pausen ein paar Stunden gedauert, aber mein Schatz wusste jetzt wie groß die Stadt denn ist. Zurück zum Campingplatz sind wir dann durch das alte West-Zentrum mit Ku´damm etc und via Kreuzberg, Neukölln und Treptow um mal das „wahre Berlin“ zu sehen. Alles in allem waren wir gut 130 Kilometer gefahren und hatten den ganzen Tag gebraucht. Moni hatte verstanden und den Rest des Urlaubs haben wir den 412 dann stehen lassen und alles gezielt mit der Bahn erledigt. War aber ein lustiger Trip, an jeder 2. Ampel sind wir durch´s offene Fenster auf den 412 angequatscht worden und ernteten viel Lob und Begeisterung.

Nach ein paar schönen Tagen mussten wir dann wieder nach Hause und sind erstmal nach Potsdam. Da gibt es soviel zu sehen, dass wir nach mehreren Stunden beschlossen nochmal wieder zu kommen und jetzt die Heimfahrt ansteht. Dann Richtung Werder, da – und NUR da – gibt es ein tolles Kirschbier. 

Ein paar Kisten abgegriffen und weiter zur A9. Dann auf die Autobahn, Kilometer fressen bei 150km/h bis nach Dessau. Da sind wir dann abgefahren, wir wollten ja noch zum Bauhaus. Nachdem eine 2-spurige Schnellstraße uns in die Peripherie der Stadt geführt hatte, waren wir schon auf dem Weg zu den Sehenswürdigkeiten, als wir an einem Bahnübergang warten mussten, da justament die Schranken fielen. Umweltfreundlich wie ich bin habe ich die Karre ausgemacht und gewartet. Nach ein paar Minütchen kam der Zug und anschließend hoben sich die Schranken, aber der 412 wollte nicht mehr anspringen; der tat keinen Mucks, nichtmal ein „Klick“ vom Anlasser war zu hören. Hinter uns war eine lange Schlange wartender Fahrzeuge und die ersten hupten bereits. Aber Glück im Unglück: direkt vor dem rechten Vorderrad war die Einfahrt der örtlichen ATU-Werkstatt.

Also habe ich meinen Schatz ans Steuer gesetzt und den Kahn von der Straße geschoben. Das erregte sofort die Aufmerksamkeit der ATU-ler, die schnell bei der Hand waren und halfen, den 412 bergauf auf den Parkplatz zu schieben. Da gab es dann wilde Spekulation – aber nicht zum möglichen Fehler sondern über die Herkunft dieses seltsamen Vehikels. Zitat: „Heinz, komm ma gucken, dat is en VauWeeehhhh“. Infolge dessen gab es dann eine Betriebsversammlung rund um den 412, der ausgiebig in Augenschein genommen wurde, und wir mussten jede Menge Fragen zum Fahrzeug beantworten. Ihr kennt das bestimmt auch: „Warum hat der 2 Auspuffrohre? Ist das ein echter VW? Wann wurde der gebaut? Hat der wirklich eine Einspritzanlage“ etc. etc. ….

Nachdem wir Rede und Antwort gestanden hatten, dann die Schadensbehebung: „Wat macht er denn?“ Auf meine Antwort „Der Anlasser will nicht“ kam prompt: „Dann mach doch mal die Haube auf“ und der Typ geht nach vorne – Klassiker! Ich habe dann von innen den Kofferraum entriegelt und der Monteur lupft die Haube. Er war recht verdutzt ob der vielen Gepäckstücke und musste sich – natürlich unter schallendem Gelächter der Kollegen – das Prinzip von luftgekühlt und Heckmotor nochmal vergegenwärtigen. Mir war klar, wo der Fehler lag und ich wollte den Wagen eben aufbocken, um an den Anlasser zu kommen. Aber dann bot man mir an, auf die Hebebühne in einer freien Montagebox zu fahren. Also die Kiste rüber geschoben, hochgehoben und dann mal das Kabel vom Anlasser abgezogen. Die Steckverbindung ist etwas ausgelutscht und hatte infolge des Wärmestaus beim Warten am Bahnübergang nach der langen Vollgasfahrt den Kontakt verloren. Also mal kurz mit der Zange gepitscht und alles war zum Erstaunen der Umstehenden wieder in Ordnung. Wir haben einen Zehner in die Kaffeekasse gesteckt und waren wieder flott.

Dessau haben wir dann nur im Durchfahren bewundert, wir hatten doch viel Zeit verloren. Also weiter über Köthen und Bernburg Richtung Harz. Ab Quedlinburg brauchten wir dann keine Karte mehr, da wir uns nach einem Urlaub Jahre zuvor in der Gegend auskannten. Also den Harz hinauf und auf der Westseite wieder runter. Leider hatte ich die Gelegenheit zur Übernachtung in Braunlage ausgelassen und weiter unten haben wir auf die Schnelle nix Adäquates aufgetan. Wir sind dann entlang der alten Grenze nach Bad Sachsa und haben da eine Pension gefunden.

Als ich nach dem Einchecken den 412 in den Hof fuhr, kam der Besitzer und hat mir erzählt, dass sein Bruder auch mal so einen hatte und wir kamen ins Gespräch. Die Pension war eine uralte Wasser-Mühle und schon seit mehr als 300 Jahren in Familienbesitz. Nach dem Krieg hatte man die vielen Zimmer für Flüchtlinge aus der „Ostzone“ bereitgestellt und bis in die 60er-Jahre wurde das Anwesen so genutzt. Nachdem der Mahlbetrieb eingestellt war, hatte man dann um 1965 herum das Haus zur Pension umgebaut, was wegen der Lage neben dem Kurhaus wohl lange ein gutes Einkommen bescherte.

Leider war die Einrichtung der wirklich großen Zimmer noch in Erstausrüsterqualität, hatte aber auch seinen Charme. Morgens beim Frühstück, wir saßen noch nicht ganz, spricht mich ein älterer Herr quer durch den Raum an: „Ist das Ihr 412 ? So einen habe ich früher auch gefahren, schön nochmal einen zu sehen.“ Es stellte sich heraus, dass der gute Mann pensionierter Polizist und sein 412 ein Dienstfahrzeug war. Er hatte soviele Fragen und Geschichten, dass meine Frau irgendwann anregte, wir 2 Männer sollten doch zusammen frühstücken, Sie könnte ja dann mit seiner Gattin zusammen sitzen und plaudern….

Irgendwann konnte ich mich dann loseisen und nach dem Packen den 412 für das letzte Teilstück vorbereiten. Dabei sind wir dann über Duderstadt nach Uslar und dann durch den Solling nach Höxter. Weiter über Brakel und Bad Driburg nach Paderborn, wo mein Schatz dann genug von der Landstraßentuckerei hatte und so ging es von da in 2,5 Stunden über die Autobahnen im Ruhrgebiet nach Hause.

War ein netter Trip, der 412 hatte bis auf die Sache in Dessau alles brav mitgemacht und wir hatten mal wieder viele nette Leute kennengelernt.

Tja, wenn einer eine Reise tut dann kann er was erzählen! Im Mai 2017 waren wir wieder in Berlin, diesmal hin über die Autobahn, dafür zurück in 2-3 Tagen durch den Spreewald nach Dresden, Gera, Erfurt………

greetz Ralle

Urlaubstrip mit dem 412 nach Kalabrien im Jahr 2001

Das Auto war just vor dem Sommerurlaub im Juni 2001 geschweißt und lackiert worden, der Zusammenbau war unter Zeitdruck ein wenig hektisch geraten. Am Tag unserer Abreise habe ich dann noch schnell die Antriebswellen getauscht und anschließend die Kiste bis unters Dach vollgepackt. Meine Tochter war 6 Jahre alt und entsprechend viel Kram und (Strand-)Spielzeug musste mit. Ich selbst bin Kiter und wollte im Urlaub mal das Kitesurfen ausprobieren; also kamen auch noch eine Menge Kites und das Board mit. Zwischenübernachtung war nicht geplant, wir wollten nachts los und durchfahren.

Gegen 23 Uhr sind wir dann aufgebrochen und nach den ersten vorsichtigen 100 Kilometern in Richtung Koblenz und viel „Hineinhorchen“ bei max. 120 km/h war ich mir sicher, dass alles ok war und habe die Kiste laufen lassen – 140 km/h sind doch auch eine schöne Reisegeschwindigkeit. Kurz vor Hockenheim dann war der erste Tankstopp fällig und kurz nach 02 Uhr stand ich an der Zapfsäule des gleichnamigen Rastplatzes und habe vollgetankt. Noch schnell bezahlt und dann weiter…

Aber die Kiste wollte nicht mehr anspringen, schöne Shice! Erstmal von der Tanke bis zum Parkplatz geschoben und dann mal schauen! Wat hat er? Stauwärme??

Logisches Denken war angesichts meiner weinenden Tochter und nervösen Frau nur bedingt möglich. Packen wir mal alles aus und gucken in den Motorraum, ist bestimmt was ganz banales. Nach einem halben Stündchen Rumeiern und fast schon aufgegeben haben wir dann den AvD angerufen – ein Hoch auf unsere Mitgliedschaft ! – und noch 30 min später kam dann ein junger Mann mit einem Abschleppwagen, der sofort den Vari an den Haken nehmen wollte. Den habe ich dann ausgebremst und schlagartig setzte auch der normale Verstand wieder ein: wir haben dann zusammen mal die Zündung geprüft – war ok. Dann noch dies und das nachgeschaut, bis es mir schwante: kein Sprit! Mal eben die Ringleitung geöffnet, gestartet und es kam NICHTS! Dann zur Ursachenforschung: Pumpe defekt? Sagt der Pannenhelfer: „Schon mal die Sicherungen gecheckt?“ In den Schaltplan geschaut und ja, da war der Fehler: wir hatten eine große elektrische Kühlbox mit für den langen Trip und die bezog Ihren Strom aus dem Zigarettenanzünder. Der wiederum liegt auf der gleichen Sicherung wie die elektrische Benzinpumpe und der hohe Anlaufstrom beim Starten in Zusammenhang mit dem hohen Stromverbrauch der Kühlung war zu viel für die kleine Sicherung! Also die mal eben getauscht und schon lief die Kiste wieder!! Dem freundlichen Helfer ´nen Zwanni in die Finger gedrückt, alles wieder eingepackt und weiter Richtung Süden. Nur ja die Kühlbox nicht wieder einstecken! An der Schweizer Grenze eine Vignette geholt und dann durch den Gotthardtunnel. Auf der anderen Seite gab es leider ein fürchterliches Gewitter, mehr als 60 km/h waren zeitweise nicht drin und dabei hinten links die Chromschwinge vor dem Radkasten verloren und das erst in Italien bemerkt, egal – weiter Richtung Adria. Nach diversen Tankstopps dann große Pause in Rimini inklusive Strand- und Restaurantbesuch mit dem Gefühl „Wir haben es bald geschafft“.

Zog sich aber noch viele hundert Kilometer bis Mirto Crosia und die letzte Stunde in der Dämmerung über Land war ein Kulturschock – nur noch Bekloppte unterwegs: Fahren die hier alle so?? Ich wollte mich anpassen, aber da waren meine Frauen zu ängstlich zu. Also Ruhe bewahren und kurz vor 22 Uhr waren wir dann endlich am Ziel unserer gut 2.200 km langen Fahrt. Unsere Unterkunft war eine Ferienwohnung im Hause des Vaters eines Freundes – Papa Mazza wartete bereits seit Stunden auf uns. Es gab ein großes Hallo und dann bin ich erstmal ins Bett gefallen…….

Sonntag morgen erstmal Orts- und Strandbegehung, alles wunderschön und kaum Touristen. Aber dafür Familienanschluss und ein abgeschirmter Parkplatz für das Schätzchen. Papa hat uns das Dorf gezeigt und wir waren zum Essen eingeladen, Mama Mazza hatte soviel gekocht, daß sich die Tische bogen….

Nach 2 Tagen Strandurlaub dann die Idee: wir fahren in die Berge! Die Sila ist bis 1.700 m hoch und im Winter wird da sogar Ski gefahren. Entsprechend steiles und unwegsames Gelände, durch das kleine kurvige Straßen zu herrlich gelegenen Dörfchen führten, was will man mehr? Mittags haben wir Rast an einem glasklaren See gemacht und sind da schwimmen gegangen. Beim Verlassen des Parkplatzes dann der Supergau: gerade erst in den 3. Gang geschaltet, tat es einen heftigen Schlag und die Kiste steht „schief“. Wat war dat denn?? Es gab kein Loch in der Straße, da lag auch kein Stein…

Als ich dann vorne rechts mal unter den Radkasten schaute, die bittere Erkenntnis: unterer Federteller gebrochen, Feder nach unten durchgeschlagen, liegt innen am Rad und schleift daran, Bremsleitung gequetscht! Erstmal alles im Auto inkl. meiner beiden Damen nach hinten links verfrachtet um vorne zu entlasten und dann vorsichtig 2 km weiter bis zu einer kleinen Pizzeria gerollt, wo wir eh essen gehen wollten. Guter Rat war jetzt teuer. Sollen wir den AvD nochmal anrufen? Nee, lieber nicht, die schicken bestimmt jemand aus Cosenza (die Bezirkhauptstadt und nochmal eine gute Autostunde in die falsche Richtung). Der spricht dann bestimmt weder Deutsch noch English und nimmt die Kiste mit nach, ja wohin denn? Und wie kommen wir dann wieder nach Mirto und Papa Mazza?? Und was soll ein 412 in einer italienischen Werkstatt? Ersatzteile kriegen die doch eh nie aufgetrieben. Nein, wir behalten das Heft des Handelns in der Hand! Also die Feder mit Draht möglichst vom Rad weg gesichert und erstmal irgendwie wieder runter ans Meer. Das hat dann mangels Bremse im 1. und 2. Gang mehr als 3 Stunden gedauert (für gut 60km) und auf halber Strecke war ich froh einen T2-Bus mit Euskirchener Kennzeichen wieder zu treffen, den wir morgens bergauf schon kennengelernt hatten. Der hat mich dann nach hinten abgeschirmt vor all den hupenden Einheimischen und nach unten begleitet. Irgendwann waren wir tatsächlich sicher an der Unterkunft und ich durfte den Vari im Hof unter Papa´s Zitronenbäumchen parken und aufbocken.

Dann in die Telefonzelle (bin bis heute Mobilverweigerer!) und den besten Kumpel angerufen: „Tach Mick, geh beim Rene vorbei, bau mir vom Schlachtwagen (wat´n Glück das wir einen haben) das rechte Federbein aus und schick mir das mit UPS“.

Abends dann im Hof bei Papa Mazza war es wieder sehr gesellig mit den Nachbarn und ich mußte mir jede Menge Sprüche anhören. Die wurden in den nächsten Tagen immer lauter und derber – „Fahr mit dem Zug nach Hause und komm nächstes Jahr wieder die Kiste abholen… „. Tatsächlich brauchte UPS 6 Tage, bis das Federbein eintraf und in der Zwischenzeit haben wir Strandurlaub gemacht. Meine Tochter fand es toll, hatte schnell Spielgefährten und wurde morgens und abends von Papa mit seinem Ape inkl. allen Prölls zum Strand und retour gekarrt, die beiden Alten mussten laufen! Als das Federbein dann endlich eintraf…….

…..fing es an zu regnen. Aber dann habe ich mit einem der Nachbarn – man nannte Ihn „Specialist“ – in 2 Stündchen das Federbein montiert und am nächsten Morgen noch in der Werkstatt 2 Straßen weiter die Bremse entlüftet. 

Für 10 Tacken die Kiste noch waschen lassen – von Hand innen und außen – und dann wieder ab in die Berge! Schließlich waren wir ja nicht überall gewesen wo wir hin wollten. Die Italiener haben mich für bekloppt erklärt……

Der Vari aber hat uns dann kreuz und quer durch Kalabrien kutschiert, herrliche Landschaften und tolle Strände, und bei jeder Tour haben wir eine Wagenladung voller Kanister mit frischem Quellwasser aus den Bergen für die ganze Nachbarschaft mitgebracht – da standen die drauf (und werden wissen warum).

Eine knappe Woche später war dann auch schon der Urlaub vorbei und wir sind diesmal auf der tyrrhenischen Seite wieder Richtung Heimat. Kurz mal in Neapel angehalten, zum Vesuv geschaut und nach einer großen Pause irgendwo an der toskanischen Küste über Genua Richtung Schweiz. In Mailand haben wir uns verfahren, standen Samstags nachts gegen Mitternacht auf einmal mitten auf der Partymeile. Aber dann doch nach einer kleinen Schleife ab nach Hause. Restaurants auf Rastplätzen machten vor unserer Nase zu und so ging es ohne Futter wieder durch den Gotthardtunnel. Die Damen schliefen und erst in Luzern gab es was zu essen. Als wir morgens um 05:30 Uhr am Baseler Autobahnkreuz ankamen gerieten wir in einen Stau. Leider standen wir da stundenlang wegen eines tödlichen Unfalls und es dauerte bis nach 08 Uhr bevor wir weiter konnten. Dann kurz gefrühstückt und die paar Kilometer von Basel nach Hause auf einer A….backe abgeritten.

Alles in allem knapp 5.500 Kilometer in 2 Wochen und das unter Volllast – brave Karre!

Papa ist jetzt über 80, der „Specialist“ leider schon nicht mehr unter uns. Der kaputte Federteller hat ein Ehrenplätzchen in meiner Halle bekommen!